Tiszakécske
Heute nehme ich euch mit auf eine kleine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Am Morgen des 15.02 habe ich mich gemeinsam mit meiner Oma auf den Weg nach Tiszakécske zu meinem Opa gemacht. Die beiden wohnen etwa 140 km voneinander entfernt. Die Fahrt hin und zurück dauert jeweils 2,5 Stunden. Das liegt zum einen daran, dass die Strecke nur über Landstraßen führt und zum anderen daran, dass in Ungarn auf Landstraßen nur 90 km/h erlaubt sind und selbstverständlich diverse Dörfer auf dem Weg liegen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wann ich das letzte Mal in Tiszakécske gewesen bin. Das ist bestimmt schon sieben, wenn nicht sogar acht Jahre her. Deswegen war ich umso gespannter darauf, inwiefern sich die kleine Stadt und alles was ich vorher so kannte, verändert hat. Als kleines Kind war ich sehr häufig bei meinen Großeltern. Selbst nach der Einschulung waren wir jede Ferien dort. Dadurch ist der Ort mir sehr vertraut und sowas wie eine zweite Heimat.
Zu meiner Überraschung hat sich allerdings kaum etwas verändert. Nicht in der Stadt und schon gar nicht bei meinem Opa zu Hause. Es sieht noch alles ganz genau so aus wie früher und ich habe mich gefühlt, als wäre ich wieder sechs Jahre alt. Vor allem, als ich auf dem alten Stuhl in der Küche Platz nahm, auf dem ich als Kind schon immer gesessen habe. Mein Opa hat Fleischsuppe mit Csiga-Biga Tészta (ungarische Nudeln) und traditionelles ungarisches Rinder-Pörkölt mit Kartoffeln gekocht. Wir haben alle zusammen gegessen und uns unterhalten. Nur meine kleine Schwester hätte noch gegenüber von mir gefehlt, dann wäre das Bild perfekt gewesen. Selbst meine Winnie-Puuh Tasse, aus der ich immer meinen Kakao geschlürft habe, steht noch an ihrem Platz auf dem Regal. Nach dem Essen habe ich gemeinsam mit meiner Oma das gute Wetter genutzt und bin ein Stück die Tisza (der Fluss, der durch Tiszakécske fließt- daher auch der Name; zu Deutsch: Theiß) hinaufspaziert. Während unseres kleinen Ausflugs haben wir zwei alte Bekannte getroffen. Beide haben sich sehr gefreut mich wiederzusehen. Doch es hat sich wohl niemand so sehr gefreut, wie mein Opa.
Die Gegend in der mein Opa wohnt, unterscheidet sich sehr von Pécs und der Gegend wo meine Oma heute lebt. Tiszakécske und seine Umgebung sind ungefähr so flach wie Ostfriesland und auch sehr ländlich. Es gibt viele alte und typisch ungarische Bauernhäuser zwischen den Städten und Dörfern. Die kleine Stadt ist sehr friedlich und verfügt über einen eigenen wunderschönen Strand, den ich mir allerdings nicht anschauen konnte, da die Zeit dafür leider gefehlt hat. Im Sommer ist der Fluss wunderbar zum Baden geeignet. Um an den Fluss und den Strand zu gelangen, muss man den sandigen Deich hinabsteigen (im Sommer ohne Badelatschen nicht zu empfehlen, Sand wird unfassbar heiß!). Als Kinder haben wir den Sand bis hin zum Fluss solange nass gemacht, bis wir von dort aus in den Fluss rutschen konnten. Mama hat so manche bösen Worte von sich gegeben, als sie abends die verschlammte Bikini-Hose reinigen musste. Das hat uns allerdings keineswegs davon abgehalten es immer und immer wieder zu machen.
Der Tag ging viel zu schnell um, vor allem da wir noch meine Lieblingsbäckerei aufgesucht haben, um pogácsa (ein ungarisches Salzgebäck) zu kaufen und meine Urgroßeltern auf dem Friedhof besucht haben. Das nächste Mal werde ich wieder vorbeischauen, wenn es etwas wärmer geworden ist. Dann möchte ich auch gerne ein paar Tage länger dortbleiben.
Bis dahin,
Eure Patrizia!
Und zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag:
Das, was die deutschen als Gulasch kennen, ist in Wahrheit Pörkölt und hat eine rot-bräunliche Färbung. Das originale ungarische gulyás ist eine Suppe und wesentlich rötlicher.
Csiga-Biga Tészta sind ganz kleine längliche Nudeln, die spiralförmig und von innen hohl sind. Sie werden nicht in der Fleischsuppe gekocht, sondern parallel dazu und erst auf dem Teller mit der Suppe vermischt.
Pogácsa gibt es in jeder Bäckerei und in jedem Laden zu kaufen. Es ist ein kleines, rundes Salzgebäck, was traditionell entweder mit Kartoffeln oder Käse hergestellt wird. Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte sie unbedingt nutzen und es probieren!
2 Kommentare
Elke Bontjer-Dobertin
Meine liebe Patrizia,
auf dem Handy habe ich schon Deine neuen Einträge lesen können, aber mein Kommentar ist wahrscheinlich nicht bei Dir gelandet. Ich musste alles noch einmal in größer lesen und bin begeistert und auch ein wenig wehmütig bei Deinem Tiszakécske-Bericht. So schön ist er! Und alles auch mir gut bekannt! So habe ich Dich und Mami begleitet. Es ist wunderbar, dass Du nun immer wieder mal bei Mami und Papi sein kannst. Nutze es aus! Ich wünsche Dir viele schöne Stunden bei und mit ihnen!
Und jetzt begleite ich Dich noch einmal in Pécs.
Deine Oma Elke
WWW.XMC.PL
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