Über Ungarn

Ostertraditionen in Ungarn

Hallo und herzlich willkommen zurück auf meinem Blog!

Ich hoffe ihr hattet alle, trotz der jetzigen Situation, schöne Ostertage. Ungarn hat zu Ostern einen eigenen Brauch, welcher sich „húsvéti locsolkodás“ (deutsch: das (be)gießen zu Ostern“) nennt. An diesem Tag bleiben die Mädchen zu Hause und warten auf die Männer, welche entweder allein oder in Gruppen durch das Dorf ziehen und die Mädchen „heimsuchen“. Treffen die Männer ein, versuchen die jungen Frauen zu fliehen, werden aber anschließend „gefangen“. Anschließend sagen die Männer einen Reim auf, den sie auswendig gelernt haben und bitten damit um Erlaubnis. Danach werden die Frauen begossen. Früher war es ein Eimer voll Wasser, heute ist es eher ein bisschen Sodawasser oder Kölnischwasser. Die Frauen schenken den Männern anschließend Schokoeier/-hasen. Das Ganze dient als eine Art Liebesbeweis und als Erhalt der Fruchtbarkeit und Gesundheit der Frauen.

Bei meinen Eltern im Garten

Ich habe das Ganze schon mehrmals miterlebt. Das erste Mal lief folgendermaßen ab: Meine Mutter, meine Schwester und ich waren zu dem Zeitpunkt bei meinen Großeltern in Tiszakécske. Ich war zwischen fünf und sieben Jahre alt. Irgendwann mittags kam ein Mann mit seinem Sohn, welcher ungefähr in meinem Alter war, vorbei. Der Mann war wohl ein damaliger Bekannter meiner Mutter, auf jeden Fall kannte ich ihn nicht. Mama und Oma waren ganz aus dem Häuschen. Der Junge hat dann ein Gedicht aufgesagt und anschließend irgend so ein stinkendes Parfüm über mich gekippt bzw. mich damit abgespritzt. Ich weiß noch, dass ich darüber ganz und gar nicht erfreut war und schnellstmöglich das Weite suchen wollte. Meine Mutter meinte dann ich solle ihm als dank etwas von meinen Süßigkeiten abgeben, die ich zu Ostern bekommen hatte. Da hörte der Spaß dann komplett bei mir auf. Erst begießt er mich mit so etwas stinkendem und dann soll ich mich auch noch mit MEINEN Süßigkeiten dafür bedanken?  Habe ich absolut nicht eingesehen. Aber irgendwie hatte ich da auch nicht so das Mitspracherecht, weshalb der Junge dann doch etwas bekommen hat. Den Jungen und seinen Vater habe ich danach nie wieder gesehen.

In den darauffolgenden Jahren ist dies noch ein paar Mal geschehen. Ich kannte den Jungen allerdings sehr gut, der das gemacht hat. Nachdem meine Oma sich von meinem Opa getrennt hat, ist sie mit ihrem jetzigen Lebensgefährten zusammen gezogen. Durch ihn lernten wir uns kennen und jedes Mal, wenn wir meine Oma besuchten, sahen wir uns und spielten zusammen. Dadurch, dass wir befreundet waren, war es auch gar nicht schlimm begossen zu werden und seine Süßigkeiten zu teilen.

Da ich damals jede Ferien bei meinen Großeltern in Ungarn verbracht habe, durfte ich meistens auch zweimal auf Eiersuche gehen. Zuerst immer in Ungarn, da die Osterferien meistens um Ostern endeten und danach dann zu Hause. Einmal hat der Lebensgefährte meiner Oma gemeinsam mit meiner Mutter die Eier draußen versteckt. Ihr müsst wissen, dass das Grundstück riesig ist, da es damals einmal Firmengelände war. Stundenlang haben wir gesucht bis spätabends. Irgendwann war es so dunkel, dass wir aufgeben mussten. Über ein Jahr später fand der Lebensgefährte meiner Oma noch Eier beim Rasenmähen. Einen Tag nach der Sucherei flogen wir zurück nach Deutschland, wo Papa uns, wie immer, abholte. Eine der ersten Fragen an ihn lautete dann immer „War der Osterhase schon da?“, welche immer mit „Ja“ beantwortet wurde.

Leider konnte Ostern dieses Jahr nur im kleinen Kreise „gefeiert“ werden. Gemeinsam mit meinen Eltern haben wir gegrillt und ich habe- wie angekündigt- Nussecken gebacken. Um ehrlich zu sein sahen sie zwar eher aus wie Nusskatastrophen, schmeckten allerdings super lecker! Außerdem habe ich mein Selbstportrait fertig gestellt, welches ich euch nicht vorenthalten möchte.

Meine leckeren Nusskatastrophen
Selbstportrait

Im Gegensatz zum Weihnachtsmann, habe ich nicht so lange an den Osterhasen geglaubt. Meine ich zumindest, ganz sicher bin ich mir da nicht. Seit 2012 hieß es dann, dass Günther (unser Kaninchen) die Ostereier bringt. Leider weilt der Kleine nun nicht mehr unter uns…

Unser kleiner Günther ♥

Habt ihr irgendwelche besonderen Oster-Bräuche oder kennt ihr welche? Lasst es mich in den Kommentaren oder via E-Mail wissen!

Passt weiterhin auf euch auf und bleibt gesund!

Bis dahin,

Eure Patrizia

2 Kommentare

  • Elke Bontjer-Dobertin

    Liebe Patrizia,
    Dein Bericht zu lesen hat mir wieder Spaß gemacht. Danke dafür! Es gibt oder besser gesagt, es gab etliche Osterbrauchtume.

    Ich kann momentan nicht weiter schreiben. Mir macht Migräneflimmern zu schaffen.
    Da will ich lieber aufhören, weil ich mich nicht richtig konzentrieren und äußern kann.

    Lieben Gruß,
    Deine Oma Elke

  • Elke Bontjer-Dobertin

    Moin Patrizia,
    ich habe mir eben mal wieder einen Ausflug nach Ungarn und zu Euch gegönnt. Habe noch ein Lächeln im Gesicht. Und: my mouth waters, beim Anblick Deiner Nusskatastrophe, die so lecker schmeckt, dass ich mir gleich einen Teil aus dem Frost holen werde. Zu meiner Freude hat mir Deine Mama über Rotkäppchen Corinna was zukommen lassen. Nochmal danke dafür!
    Dein Selbstportrait habe ich ausgiebig betrachtet. Besonders die Augenpartie hast Du gut hinbekommen und die ist ja bekanntlich das Schwerste. Die untere Wangenpartie ist etwa kantig geworden, scheint mir. Aber vielleicht beißt Du ja gerade die Zähne zusammen beim Zeichnen? Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, werde ich Dich genau betrachten!
    Zur Zeit habe ich die Staffelei in der Küche aufgebaut, mitsamt den Farben und Pinseln. Komme aber über den Rohentwurf noch nicht hinaus.
    Jetzt steht erst einmal das Nähen von Mundnasenschutzen für Euch an.

    Dein Osterbericht aus Ungarn ist interessant. Leider finde ich den Bericht von meiner Feierabend-Freundin Juliska nicht wieder, die ungarische Wurzeln hat und mir einige Brauchtümer geschrieben hat. Sie hat auch in Deinem Blog gelesen, will sich aber nicht mit ihren Daten einbringen. Leider kann sie dadurch nicht kommentieren. Aber ich benachrichtige sie, sowie auch Galen, meine andere Freundin, wenn Du wieder was geschrieben hast, das sie gerne lesen, und sie teilen mir dann mit, was sie dazu meinen, das wiederum schreibe ich Dir dann. Ist etwas umständlich, macht aber nix. So bleiben wir in Kontakt.
    Das Galen begeistert Dein Schreiben mit dem Lyriker Celan vergleicht, schrieb ich Dir bereits.

    Bleibt gesund!!!
    aus der Ferne kann und darf ich Dich umarmen.
    Küssken,
    Deine OmaElke

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