Auslandssemester 2020

Die erste Woche in Pécs

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Am Montagnachmittag des 03.02 bin ich nach Pécs gezogen. Das Studentenwohnheim liegt etwas außerhalb der Innenstadt, ist allerdings sehr gut mit dem Bus erreichbar. Direkt vor dem Wohnheim ist ein videoüberwachter Parkplatz, auf dem ich mein Auto abstellen kann. Nachdem ich angekommen bin, bin ich zur Rezeption gegangen, um mich anzumelden. Hierfür musste ich lediglich ein paar Dokumente ausfüllen, meinen Ausweis vorzeigen und die Kaution bezahlen. Ich wohne nun im ersten Stock und habe von meinem Zimmer aus den Ausblick auf den Parkplatz des Wohnheims, von wo ich mein Auto sehr gut im Blick habe. Alle internationalen Studenten sind im linken Flügel des Wohnheims untergebracht (siehe Bild). Der rechte Flügel ist den ungarischen Studenten vorbehalten. Unser Flügel besteht aus mehreren „Blocks“, in welchen jeweils Platz für vier Personen ist. Im Eingangsbereich befindet sich die Küche von dort aus auf der linken Seite führt eine Tür zur Toilette und auf der rechten Seite ins Badezimmer. Die jeweils anderen beiden Türen führen in die beiden Schlafzimmer. Jedes Schlafzimmer hat zwei Schreibtische, zwei Betten und mehrere Schränke. Die ersten beiden Tage habe ich den ganzen Block für mich allein gehabt. Am Mittwoch ist meine jetzige Mitbewohnerin angereist. Wir teilen uns ein Zimmer, da das andere Zimmer abgeschlossen ist und wir den Schlüssel dafür nicht bekommen. Angeblich soll noch jemand kommen. Allerdings haben in allen anderen Fakultäten schon die Vorlesungen begonnen und auch unsere werden nächste Woche Montag anfangen, sodass dies relativ unwahrscheinlich ist.

Das Wohnheim von außen. Im linken „Block“ wohne ich.
Das Bett meiner Mitbewohnerin und die beiden Schreibtische.
Mein Bett.

Die ganze Woche über waren abends Aktivitäten vom Erasmus Student Network (ESN) organisiert worden. Es begann mit dem sogenannten Pub Quiz. Leider hat mich eine sehr starke Migräne daran gehindert am Quiz teilzunehmen. Auch die nächsten Tage über wollten sich die Kopfschmerzen nicht ganz verabschieden. Nichtsdestotrotz nahm ich Dienstagabend am Sprach-Tandem teil. Tagsüber habe ich die Zeit genutzt auszupacken, einkaufen zu gehen und sauber zu machen. Teller, Besteck und eine Tasse hatte meine Oma mir mitgegeben, aber alles andere musste ich erst einmal besorgen. Das Sprach-Tandem fand im Csinos Presszó in der Innenstadt statt. Csinos ist eine Art Kneipe, welche durch seine ungewöhnliche Inneneinrichtung hervorsticht. Die Möbel wirken zusammengewürfelt und scheinen nicht zusammen zu passen, überall hängen alte Fotos und Bilder und die Bücherregale sind vollgestopft mit Büchern. Es wirkt leicht unordentlich, aber dadurch umso gemütlicher. Auf den verschiedenen Tischen lagen die Flaggen der Herkunftsländer von uns Studenten. Nun konnte man von Tisch zu Tisch gehen und die verschiedenen Sprachen kennen lernen und einzelne Wörter und Sätze lernen. Es war nicht nur eine gute Möglichkeit, um mit den anderen ins Gespräch zu kommen, sondern auch um sich über sprachliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu unterhalten. Am Ende des Abends hatte fast jeder einen Knoten in der Zunge und die falsche Aussprache von einigen Wörtern der „Lernenden“ sorgte für reichlich Gelächter. Das großartige an Pécs ist, dass die ganze Nacht stündlich Busse fahren, sodass immer die Möglichkeit besteht nach Hause zu fahren. Für mich als Dorfkind eine Sensation! Darüber hinaus findet sich immer irgendwer, der mitfährt, da die meisten im Wohnheim in Szánto wohnen.

Csinos
Csinos

Am Mittwoch haben wir uns mit mehreren Studenten getroffen und uns für die Kurse registriert und uns die Stundenpläne angesehen. Ich habe insgesamt fünf Fächer, welche von Montag bis Donnerstag stattfinden werden. Donnerstags habe ich von 08:00-09:30 Uhr Unterricht, sodass ich immer ein langes Wochenende habe, an dem ich zum Beispiel reisen oder meine Familie in Ungarn besuchen kann. Mittwochabend fand die Kneipentour statt. Wir wurden in fünf gleichgroße Gruppen mit je 15 Personen eingeteilt und sind zusammen von Kneipe zu Kneipe gezogen. Pécs hat sehr viele Kneipen und selbst eine der Diskotheken hatte am Mittwoch geöffnet. Das Nachtleben ist in keiner Weise mit dem in Emden oder generell in Ostfriesland zu vergleichen. Jede Kneipe bietet mindestens fünf verschiedene frisch gezapfte Biere an. Außerdem haben sie neben internationalen Bieren, wie z.B. Heineken auch ungarische Spezialitäten. In einer Kneipe gab es sogar einen Schnaps, der die Farbe der ungarischen Flagge hatte. Unten war er grün, darüber weiß und ganz oben rot. In jeder Kneipe gibt es außerdem Fröcss (das ist Wein mit Wasser verdünnt), sowie Bier mit Kirschgeschmack. Radler wird beispielsweise gar nicht ausgeschenkt, anstelle dessen gibt es das Kirsch-Bier. Doch sowohl Fröcss, als auch das Kirsch-Bier sind sehr lecker und sehr zu empfehlen.

Einer der Bars unter der Erde.
Egészségünkre! (Prost/ auf unsere Gesundheit)

Am darauffolgenden Tag war ich zuerst in der Universität bei der ersten Veranstaltung des Ungarisch Kurses. Ich spreche zwar fließend ungarisch und auch lesen kann ich, allerdings bereitet mir das Schreiben noch Schwierigkeiten. Um daran zu arbeiten werde ich jetzt zweimal die Woche zu diesem Kurs gehen, welcher sich auf dem Sprachlevel B2 befindet. Im Mai werde ich dann eine Prüfung ablegen. Die Prüfung ist kein anerkannter Sprachtest, wie z.B. der TOEFL, aber nichtsdestotrotz werde ich ein Zertifikat erhalten.

Am Abend waren wir Lasertag spielen. Für mich war es das erste Mal überhaupt, weshalb ich umso gespannter war. Das „Spielfeld“ ist im Keller und somit unterirdisch. Alles ist mit Steinen ummauert wie in einem Weinkeller und das bläuliche Schwarzlicht sorgt für eine mystische und sogar schon fast unheimliche Atmosphäre. Überall waren Europaletten, alte Autoteile, Ölfässer und ähnliche halbhohe Gegenstände aufgebaut, hinter denen man sich gut verstecken konnte. Ein paar Mal habe ich mich ziemlich erschrocken, da plötzlich jemand hinter der Ecke stand und mich „abgeschossen“ hat. Alles in allem hat es allen sehr viel Spaß und Freude bereitet. Ich habe es tatsächlich auf den sechsten Platz von 20 Teilnehmern geschafft. Dafür, dass ich das erste Mal gespielt habe, gar nicht so schlecht, vor allem, da einige wirklich verdammt gut waren und das zum wiederholten Mal gespielt haben. Die Stunde ging viel zu schnell um und wir haben uns vorgenommen, definitiv noch einmal wieder zu kommen.

Gestern Vormittag fand eine Veranstaltung des Immigranten Amtes statt, in welchem wir Dokumente bekommen haben, die wir auszufüllen haben und uns noch einmal erklärt wurde, welche Ämter wir noch besuchen müssen. Insgesamt darf man als EU-Bürger 30 Tage in einem anderen EU-Land verweilen. Nach 30 Tagen ist es allerdings Pflicht bereits angemeldet zu sein. Nach der Vorlesung am kommenden Montag werde ich voraussichtlich den ganzen Papierkram einmal erledigen und alles hinter mich bringen. Den restlichen Tag haben wir mit mehreren internationalen Studenten in der Innenstadt verbracht. Abends um neun haben wir uns im Flur des Wohnheims (quasi vor unserer „Haustür“) zum Vortrinken getroffen, um anschließend auf die Semester- Eröffnungsparty zu gehen. Soweit kam ich allerdings nicht. Erneute starke Kopfschmerzen hinderten mich daran mitzugehen. Doch alle, die dort waren, versicherten mir ich hätte nichts verpasst. Die Schlange am Eingang der Disco sei so lang gewesen, dass es auch nach fast einer Stunde anstehen nicht absehbar war, wann man reinkommen könne. Viele sind deswegen entweder wieder nach Hause oder in eine Kneipe gegangen.

Die erste Woche ging schneller um als gedacht. Die ersten Tage fielen mir aber alles andere als leicht. Dadurch, dass ich erst allein gewohnt habe und niemanden wirklich kannte, habe ich mich sehr einsam und fremd gefühlt. Nachdem meine Mitbewohnerin eingezogen ist, wurde es besser. Wir verstehen uns sehr gut, sind beide ordentlich und nehmen aufeinander Rücksicht. Ich war/bin auch nicht die einzige die ihre Freunde und Familie vermisst (hat), beinahe allen ging es gleich. Dadurch fühlt man sich verstanden und weniger allein. Wir sitzen alle im selben Boot und das ist gut zu wissen. Nach einer Woche kann ich bereits sagen: Es gefällt mir sehr gut, ich habe viele großartige und sehr sympathische Leute kennengelernt. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, aber ich bin auf einem guten Weg mich an mein „neues“ Leben zu gewöhnen. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe und freue mich schon sehr auf die kommende Zeit! Das nächste Update gibt es dann, wenn ich die erste Woche mit Vorlesungen „überstanden“ habe.

Bis dahin,

Eure Patrizia.

Der „Berg“ gegenüber vom Wohnheim.
Die Innenstadt
Irgendwo in Pécs auf dem Rückweg von der Universität
Die Zsolnay Vilmos Statue im Kreisel
Der Dom bei Nacht.

P.S.: Nein, die Bilder sind nicht alle an einem Tag entstanden, die Sonne scheint tatsächlich fast jeden Tag. Nichtsdestotrotz war es die letzten Tage sehr kalt und windig. So kenne ich das sonst eigentlich nur von der ostfriesischen Nordseeküste.

5 Kommentare

  • Elke Bontjer-Dobertin

    Hach das war wieder ein schöner Ausflug. Danke, dass du mich mitgenommen hast. Aber deine Migräneanfälle gefallen mir gar nicht. Hast du Nerven eingeklemmt?
    Gruß und Kuss Deine Oma Elke

    • Antje

      Das sieht alles so schön aus da *-* Freut mich echt, dass Du langsam einen Alltag dort bekommst und viele neue Gesichter triffst. Ich vermisse Dich echt ❤️ Aber wir sehen uns bestimmt noch, bevor Du wieder hier bist 🙂 Liebe Grüße auch von meinen Eltern und ganz ganz dicken Kuss und Umarmung ❤️❤️❤️

      • Patrizia

        Ja, es ist auch echt wunderschön hier. Du musst unbedingt vorbei kommen!!! Du fehlst mir auch ❤️ hoffentlich sehen wir uns bald ❤️❤️ Liebe Grüße zurück, Umarmung und noch dickeren Kuss ❤️❤️❤️❤️

    • Patrizia

      Ich gehe stark davon aus, dass es vom Nacken kommt, hab da ja sowieso Probleme mit. Außerdem war der Sauerstoffgehalt auf der Feier irgendwann nicht mehr so gut, kann also auch daran gelegen haben.
      Puszi :-*

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